Bevor wir uns dem wichtigsten Unterschied zwischen AS 6002 und 6004 widmen, möchte ich die Nomenklatur klären und einige Hintergrundinfos in Erinnerung rufen.
Die Abkürzung „AS“ steht – in Ableitung vom Herstellernamen (ASC = Audio System Componenten) – für „Audio System“. ASC bezeichnete das größte HiFi-Tonbandgerät als AS 6000. Die kleineren Schwestermodelle hießen AS 5000 und AS 4500. Es sind alles Stereogeräte mit dem man zwei Spuren parallel aufzeichnen und wiedergeben kann. (Durch das eingebaute kleine 4-Kanal-Mischpult ließen sich Mikrofonsignale und Line-Signale zusammen mixen. Monoaufnahmen waren selbstverständlich auch möglich.)
Die Bezeichnungen 6002 bzw. 6004 haben nichts mit der Aufzeichnungs- bzw. Wiedergabegeschwindigkeit zu tun, wohl aber mit dem Format der Aufzeichnungen. Zur Erinnerung: Die obere Spur ist der linke Stereokanal und wird in den ASC-Anleitungen bzw. auf der Frontpanelbeschriftung als „upper“ bezeichnet. Der rechte Stereokanal heisst denn auch als „lower“ und befindet sich auf dem Magnetband auch physikalisch unterhalb der ersten Spur. Soweit die Gemeinsamkeiten von AS 6002 und AS 6004.
Entscheidend ist – salopp formuliert –, dass die AS 6002 und AS 6004 das 1/4-Zoll-Magnetband (Höhe 6,3mm) mit unterschiedlich breiten Tonspuren bespielen. Genau dies schauen wir uns nun im Detail an:
Die AS 6002 unterteilt das Band in 2 breite Tonspuren, die durch einen schmalen Bereich von einander getrennt sind. Das obige Bild zeigt die Tonköpfe einer 6002/38er-Tonkopfbrücke. Die beiden Farbstreifen in blau und rot zeigen die Aufzeichnungsspuren „upper“ und „lower“ einer Stereoaufzeichnung. Das Band bewegt sich dabei von links nach rechts (den weißen Pfeilen entsprechend) am Löschkopf, dem Aufnahmekopf und schließlich am Wiedergabekopf vorbei.
Wegen dieser zwei Spuren spricht man auch von einer Zweispurmaschine. Der Begriff Halbspurmaschine ist aber auch korrekt, betrachtet die Sachlage aus einem anderen Blickwinkel.
Dabei wird das Verhältnis von Bandbreite zu Anzahl der Tonspuren angegeben (1/1, 1/2, 1/4). Eine Vollspuraufzeichnung (1/1) ist demnach eine Tonspur, die die gesamte Breite des Bandes ausnutzt. Eine Halbspuraufzeichnung (1/2) nutzt für eine Tonspur das halbe Band, eine Viertelspuraufnahme entsprechend nur ein Viertel des Bandes.
Vorteil von Halbspuraufzeichnungen sind bessere Dynmikwerte. Bei Stereoaufnahmen lassen sich die Bänder problemlos schneiden. Der Nachteil ist, dass das Band nur in eine Richtung bespielt werden kann. Bei 19cm/s passen bei einer Stereobespielung 90 Minuten Aufzeichnung auf ein 1100-Meter-Band.
Die AS 6002 S, die AS 5002 und auch die AS 4502 arbeiten prinzipiell genau so wie die AS 6002.
Tipp: Sie können Ihre Halbspuraufzeichnungen natürlich auf jedem anderen Halbspurgerät wiedergeben (egal ob Philips, Revox, Tandberg...). Beste Ergebnisse erzielen Sie mit ASC-Geräten oder mit Revoxmaschinen, die mit Schmetterlingsköpfen ausgestattet sind. Der Grund ist die (zugegeben) nicht ganz normgerechte etwa stärkere Spurbreite bei den Zweispur-ASCs.
Bei der AS 6004 handelt es sich um eine Viertelspurmaschine. Sie unterteilt das Band in 4 recht schmale Spuren, wobei bei der Stereoaufnahme zwei dieser Spuren (1 und 3) bespielt werden. Die anderen zwei bleiben zunächst frei. Können aber, nachdem das durchgelaufene Band unter Wendung der Spule auf den linken Spulenteller gesetzt wurde, ebenfalls bespielt werden ohne die anderen Spuren zu löschen.
Wie das obige Bild (übrigens eine Viertelspurtonkopfbrücke einer AS 5004) zeigt, werden bei einer Stereoaufzeichnung zunächst Spur 1 (blau, linker Kanal) und Spur 3 (rot, rechter Kanal) bespielt, dann nach dem Umsetzen und Umdrehen der Spulen – also in „Gegenrichtung“ – die Spuren 4 und 2. Man beachte die weißen Pfeile in der Infografik. Sie verdeutlichen die Aufzeichnungsrichtung. Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich die Spuren 1+3 und 2+4 sich nur der Mitte in Höhe des Wiedergabekopfes begegnen lassen. Bei einem vollständig bespieltem Band sind reichen alle Spuren natürlich über die gesamte Bandlänge.
Vorteil der Viertelspuraufnahmetechnik ist: Man bekommt also doppelt so viel Musik auf's Band wie bei der Halb- oder Zweispurmaschine (180 Min. Stereo bei 19cm/s und 1100-Meter-Band). Die Nachteile sind die etwas schlechtere Dynamik und aufgrund der engen Spurlage das Übersprechen der gegenläufig bespielten Spuren. Außerdem lassen sich die Bänder nicht schneiden ohne die Titel auf den Gegenspuren zu zerstören.
Die beiden anderen Viertelspur-HiFimaschinen von ASC – die AS 4504 und die AS 5004 – funktionieren im Prinzip so wie die AS 6004 (S). Allerdings müssen sie mit kleineren Spulen auskommen.
Tipp: Zur Not kann man mit einer Viertelspurmaschine auch ein Halbspurband abspielen. Allerdings ist die Dynamik nicht besonders. Speziell der schwächere rechte Kanal sollte am Verstärker per Balanceregler nachgestellt werden.
Bitte werfen Sie zunächst einen Blick auf den Deckel der Tonkopfbrücke. Dort steht bei allen AS 6000 in der Regel die richtige Bezeichnung: AS 6004 oder AS 6004 S für eine Viertelspurmaschine und AS 6002 bzw. AS 6002 S für ein Halbspurgerät.
Da der Deckel der Tonkopfbrücke – wenn Sie die Historie des Gerätes nicht kennen (die e-Bucht lässt herzlich grüßen) – möglicherweise im Laufe der Jahre mal falsch getauscht worden sein kann, empfehle ich Ihnen, sich unbedingt die Tonköpfe anzusehen. (Ich hatte vor vielen Jahren genau diesen Fall, als ich online eine AS 6002 S gekauft hatte, die sich im nachhinein zu meiner Überraschung als 6004 S entpuppte.)
Sie müssen sich nicht alle Köpfe ansehen, nehmen Sie sich den Linken in der Brücke vor. Dieser Tonkopf (es ist der Löschkopf) ist leichter zu identifizieren. Den Löschköpf gab es in in vielen trendigen Gehäusefarben, lassen Sie sich dadurch nicht irritieren. Achten Sie stattdessen auf die zwei dunkelgrauen Horizontalstreifen in Bandhöhe. Sind sie schmal mit großem Abstand (wie auf dem Foto links), so dass ein weiterer Streifen zwischen die beiden passen würde, haben Sie einen Viertelspurkopf vor sich. Sind die Streifen recht breit mit kaum Luft dazwischen (wie im rechten Teil des Fotos), sehen Sie einen Halbspurlöschkopf. Wenn nicht auch die gesamte Brücke vorsätzlich wild verbastelt wurde, haben Sie im ersten Fall eine AS 6004 (S) und im zweiten Fall eine 6002 (S) vor sich.
Tipp: Dieser Löschkopf-Identifizierungstrick funktioniert übrigens bei allen ASC-HiFi-Tonbandmaschinen.